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  • Hans Lüthi

Innere Kindarbeit

Oder: Die Arbeit mit inneren Anteilen

 

Weiterbildung und Selbsterfahrungsarbeit sind meines Erachtens für jeden Menschen wichtige Bausteine für Persönlichkeitsentwicklung und Selbsterkenntnis. Auch für Therapeuten :-)


Superkurz das Wesentliche: Wie kann ich mir selber geben, was ich von meinen Eltern nicht erhalten habe?


Warum soll das denn überhaupt wichtig sein?


Nun: Der erwachsene, lebenserfahrene Hans hat ein Hänschen in sich. Hänschen hat die Welt als Kind kennengelernt und wurde dadurch geprägt. Das ist bei Dir nicht anders als bei mir.


Diese Prägung ist äusserst nachhaltig - und hartnäckig!


Hat "die Welt" den neuen Erdenbürger mit offenen Armen und aller Liebe willkommen geheissen und in diesem Klima wachsen lassen, dann wird er sich anders entwickeln, als wenn er die Welt als einen "gefährlichen Ort" kennenlernen musste.


Ein Unterschied, der sich im ganzen Leben bemerkbar macht. In der Art und Weise, wie Beziehungen gestaltet werden, in der Art, wie man agiert und reagiert. Wie man Welt und Menschen einschätzt. Wieviel Schwere man mit sich rumschleppt oder wie leichtfüssig man durchs Leben tanzt.


Eine Beziehung zu diesem Inneren Kind, in meinem Fall zu Hänschen, aufzubauen, heisst: Eine liebevolle und tragfähige Beziehung zu sichselber einzugehen.


Alles andere ergibt sich daraus! Alles, was wichtig ist für ein selbstbetimmtes, erfülltes und reiches Leben steht und fällt damit. Sich diesem Kleinen zuzuwenden und für ihn das Herz zu öffnen, für ihn dazu sein, wie für ein Kind, das man draussen trifft.


Jede Veränderung in die gewünschte Richtung geschieht dann von selbst. Veränderung geschieht immer nur von selbst. Sie geschieht, indem wir uns berühren lassen. Sie geschieht nicht durch Anstrengung. Ganz im Gegenteil. Es ist die Anstrengung, es ist der Zwang, etwas verändern zu müssen, der eine wirkliche Veränderung behindert und den Konflikt erhält.


Die Arbeit mit inneren Anteilen lässt sich wundervoll auch in Hypnose gestalten. Und gehört zu den guten Ergebnissen, die mit Hypnose erzielt werden.


Ich habe ein tolles Seminar zur inneren Kindarbeit besucht und für den Initiator des Seminars ein Resumee verfasst, welches ich hier wiedergeben möchte. Ich habe für mich persönlich sehr profitiert und auch vieles für meine Arbeit als Coach mitgenommen.


Hier nun meine Zusammenfassung:




Inneres - Kind - Seminar 2022




Inneres-Kind-Seminar, drei volle Tage lang. Da muss doch was passieren. Würde ich meinem inneren Kind wohl näher kommen? Ich weiss, dass es existiert. Oder eher, dass sie existieren. Je nach Konzept, welches man favorisiert. Abgespaltener Teil oder Teile, singular, plural: Egal. Da ist was, womit ich ins Reine kommen möchte. Es gibt diesen vernachlässigten, missachteten Teil in mir, der dann und wann mal schreit und sich bemerkbar macht. In letzter Zeit hat er seine Stimme öfter erhoben, als mir lieb ist. Es scheint die Zeit zu sein, dass ich mich um das Wohl dieses Teils kümmere und das endlich mal zum Kardinalsthema erkläre. Solange, wie es nötig ist.


Habe ich denn noch nicht genug gelitten? Doch! Noch fast schmerzhafter ist ja für mich die Erkenntnis, dass meine Schmerzen gar nichts mit dem zu tun haben, was mir andere „angetan“ haben. Sondern mit mir selber! Damit, wie ich gelernt oder eben nicht gelernt habe, mit gewissen Dingen umzugehen. Und das wiederum hat damit zu tun, was ich als kleiner Hans gelernt oder eben nicht gelernt habe. Die Pfeile in meinem Fleisch weisen auf mich selber: „Bring was in Ordnung, Junge. Nimm dich deiner an. Gib diesem verletzten inneren Teil von Dir das, was er braucht“.


„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ - die Gleichung stimmt definitiv nicht für jemanden, der lernen will.


Ja, die Ausschreibung des Kurses kam mir gerade recht. Was habe ich mir davon versprochen? Drei Tage lang am Ball bleiben. Drei Tage lang Brimbamborium um dieses Kind herum, was es eben braucht, um die geheime Tür zu finden. Im Idealfall auch den Schlüssel für das Schloss, ein paar Tropfen Öl für die Scharniere und nach diesen 3 Tagen würde ich und mein jüngeres Pendant durch diese Türe ein und ausgehen, als ob es nie anderes gewesen wäre. Der Kleine und ich haben unsere Themen geklärt, alles ist im Reinen. Und das Leben fühlt sich leicht und richtig an. Reset, Schmerz ade.


In meinen eigenen Bemühungen für mich alleine im stillen Kämmerchen bin ich im Versuch, dieses innere Kind zu treffen und eine tragfähige Beziehung aufzubauen, immer wieder gescheitert. Es gibt Dinge, die einfach Begleitung brauchen. In diesen drei Tagen Seminar habe ich einiges dazugelernt, was mich in meinem Verständnis weiter gebracht hat und in einigen Dingen wurde ich bestätigt – und damit auch ermuntert, am Ball zu bleiben.


Der ganze Kurs war mehrheitlich auf „Erleben“ ausgerichtet. Was total Sinn macht. Wenig Theorie. Gerade so viel, dass auch Menschen wie ich, die gerne wissen, warum etwas jetzt so und nicht anders gemacht werden soll, zustimmen und mitmachen können. Für die Befriedigung des Ratio wurde also wenig Zeit verbraten. Das kam mir sehr entgegen, weil ich ja durch meine eigene Studien bereits im Bild bin, dass die Muster des inneren Kindes vorsprachlich entstanden sind. Da gibt es noch kein autobiographisches Gedächtnis, in welchem Erlebnisse gespeichert und über das Bewusstsein abrufbar sind. In dieser Zeit werden Erlebnisse verkörpert. Embodiment. Und alles, was dort und auf diese Weise gespeichert wird ist nicht über den Verstand abrufbar. Wenn wir also die angesprochene Türe suchen, die uns an prägende Ereignisse von damals heranführen soll, dann reicht reden nicht. Das geht dann nur über spüren, fühlen – über Körperempfindungen.


Dem wurde im Kurs voll und ganz Rechnung getragen. Das Körpergedächtnis wurde 3 Tage lang angestossen. Durch verschiedene Meditationen. Durch achtsame Körperübungen und Körperbewegungen. Früher hätte ich für „so was“ nichts übrig gehabt. Was soll das denn? Heute weiss ich, dass solche achtsame Übungen echt was hergeben. Es ist so wie bei einer total blockierten Mechanik, wenn man mit Ölspray dahintergeht und leicht rüttelt und schüttelt dazu. Da löst sich dann plötzlich was und „es kommt was in Bewegung“. So auch die achtsam angeleiteten Übungen der Kursleiterin: Es rüttelt und klopft an unserem Seelengestänge und gibt dann plötzlich die eine oder andere Erinnerung frei, die eben nur auf diesem Weg gefunden werden kann. Der Körper ist die Tür.


Zu den Übungen gehörte auch Tanz und Spiel. Ich kenne keine Kinder, die natürlicherweise ein Problem mit Tanzen und Spielen haben. Ganz im Gegenteil. Als Erwachsener mag ich mir komisch vorkommen. Nur: wenn ich an das innere Kind herankommen will, dann ja auch deshalb, weil ich etwas von dem Unbekümmerten, Leichten suche, was Kindern eigen ist. Wenn ich wieder anfange zu tanzen und zu spielen, dann wird das Innere Kind sich eher eingeladen fühlen, sich zu zeigen.


So wurde also intensiv guter Boden bereitet, um dann durch Mediation und Imagination dem inneren Kind zu begegnen. Vielleicht vergleichbar mit dem Aufwärmtraining des Turners: Ohne Aufwärmen wären die Übungen des Turners schlicht nicht machbar...


So ging es dann auch ans Eingemachte. Sensibilisiert für die Begegnung mit dem inneren Kind gab es dann auch tatsächlich imaginitiv diese Begegnung. Die wohl jeder im Raum anders erlebt hat. Unterschiedlich in Deutlichkeit und Intensität. Die Begegnungen haben sich auch ganz divers gestaltet, wie der Austausch mit anderen Teilnehmer gezeigt hat. Was ich übrigens auch sehr geschätzt habe. Der Raum für Austausch zwischen zwei Teilnehmer oder im Plenum. Es tut gut, Erfahrungen zu teilen und geteilte Erfahrungen zu hören.


Ich hatte eine Begegnung mit dem Kleinen Hans - nach einem ganz bestimmten Erlebnis in der Kindheit -, welches sich in einer passenden, geführten Mediation zeigen durfte. Ich habe dabei mit einigem Schreck gemerkt, wie ich mich selber schwer tue, dem Kleinen zu begegnen und die Bereitschaft auszusprechen, ab jetzt für ihn dazusein, zu sorgen und ein guter, verlässlicher Freund zu sein. Würde ich das denn überhaupt können? Würde ich so verlässlich sein, wie das der kleine dann erwarten würde?


Ehrlichkeit ist ein wichtiges Zentralgestirn. Auch in der Arbeit mit inneren Anteilen. Die Kursleiterin konnte mich gut abholen. Was generell wohl auch die anderen Teilnehmer so empfunden haben. Nur Versprechungen abgeben, was man halten kann. Ehrlich sein, und die Bereitschaft zeigen. Am Ball bleiben. Für mich war es auch hilfreich, mir bewusst zu werden, dass auch der Kleine nicht einfach an mir hochspringen würde und von null auf hundert das totale Vertrauen haben würde, wenn ich ihn jetzt nach langer Zeit endlich mal besuche. Auch er braucht Zeit. Habe ich ihn nicht Jahrzehnte vernachlässigt und missachtet? Wie sollte er jetzt nicht selber erst mal misstrauisch sein und seinerseits Zeit brauchen, um sich auf mich einzulassen? Für mich ein trostreicher und auch ernüchternder Gedanke. Ich durfte also meinem inneren Pendant begegnen und musste nicht mehr geben, als ich gerade konnte. Und doch liegt der Ball bei mir...


Ganz eindrücklich fand ich dann die Übungen mit „Nachbeelterung“. Das war dann so ein Kernritual, an das wir ganz behutsam und einfühlsam herangeführt wurden. Aus einer Vielzahl von „Sondiersätzen“ durfte mein Unbewusstes jene herausgreifen, welche ich mir als Kind mehr gewünscht hätte. An diesen einfachen Sätzen hängt ein Rattenschwanz an Dingen, von denen wir mehr gebraucht hätten. Jeder von uns hat von etwas zu wenig erhalten und ist dann auch als Erwachsener unbewusst auf der Jagd danach, das zu erhalten.


Alles, was auf den Tisch des Bewusstseins kommt, kann bearbeitet werden. Dieses spezielle Setting zu dritt umfasste dann sämtliche Elemente, die es braucht, um ins Erleben zu kommen. Auch hier ist es wieder ein Riesenunterschied, über etwas zu lesen und es rational nachvollziehen zu können oder tatsächlich ins Erleben zu kommen. Nur durch Erleben kann sich was verändern. Es war eine Erfahrung, die mich reich beschenkt hat. Anlehnen dürfen, gehalten werden gehörte dazu. Dann diese Worte zu hören, die mir als Kleiner gefehlt haben, verbunden mit den dazugehörigen Gefühlen der „Eltern“, hat enorm viel ausgelöst. Dinge, die mit Worten schwer zu beschreiben sind. „Eingesprüht“ mit Worten der Wertschätzung und Liebe, sanftes rütteln an meinem Seelengestänge.


Auch in der Rolle als Elternteil wurde mir viel geschenkt. Mit einem erwachsenen Menschen vor mir, den ich vor dem Kurs noch nie gesehen habe. Ich selber wurde in einen Vater verwandelt, der seinen Sohn vor sich hatte und zu dem ich tiefe Liebe empfunden habe. Ein Konglomerat an Qualitäten, die ich ganz in den Satz geben durfte und mit Gefühlen, die ich in dem Moment nicht hätte ehrlicher empfinden können. Auch das war ein Erlebnis, was mich tief bewegt hat. In diesem Moment mit tiefer Liebe in Kontakt zu kommen. Etwas, was ich für mich weitgehend verloren geglaubt habe. Es gibt Dinge, für die der Kopf zu klein ist. Es braucht das Herz dafür. In diesem Kurs gab es dafür viel, viel Raum.


Es gäbe sicher noch viel zu sagen. Und andere Teilnehmer würden anders darüber schreiben. Was wohl in allen Berichten zu finden wäre: Wertschätzung für diesen Raum, der so tiefe Erlebnisse möglich gemacht hat. Die Kursleitung hat in jedem Moment überzeugt. Es war alles da, was ich mir gewünscht habe: Fachliche Kompetenz, Erfahrung, kreative Gestaltung verschiedener zielführender Übungen, konstruktiver Austausch, Humor, Direktheit, Ehrlichkeit. Nicht um den heissen Brei herum reden.


Ich bin froh, diesen Kurs besucht zu haben. Ich konnte einiges für mein Wohlbefinden abholen. Unter anderem den Impuls, dem kleinen Hans in mir in meinem Alltag Raum und Plattform zu schaffen, seinem ureigenen Wesen zu entsprechen. Was in meinem Fall heisst: Zu Staunen, zu Spielen, zu Singen, sich unbekümmert zu zeigen. Das hat in meinem Leben wieder mehr Platz gefunden und es fühlt sich einfach nur gut an, schenkt mir Lebensqualität. Dafür bin ich sehr dankbar.


Es gibt eindeutig Dinge, die nur eine Wirkung entfalten können, wenn man sie erlebt. Innere-Kind-Arbeit gehört in diese Kategorie.


 



Hypnose Therapie im Raum Olten und Aarau, Coaching, Systemische Familienaufstellungen, Psychosoziale Beratungen, Lebensberatung.


Hans Lüthi Sandgrubenstrasse 17 4654 Lostorf

Tel. +41 76 421 01 69

e-Mail: dein-hypnosecoach@gmx.ch



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